Tarfusser, "mein Einsatz für eine weniger arrogante Justiz" Cuno Tarfusser im Ruhestand

BOZEN - Cuno Tarfusser, der stellvertretende Staatsanwalt am Berufungsgericht in Mailand, der den Fall des Erba-Massakers wieder aufgerollt hat, ist nun in den Ruhestand getreten. In den sozialen Medien bedankte er sich bei allen, die ihm gute Wünsche zukommen ließen und auf verschiedene Weise ihre Unterstützung zeigten. „Ich habe meine Arbeit stets mit Leidenschaft, Hingabe und intellektueller Ehrlichkeit im Interesse der Justiz ausgeführt. Auch künftig werde ich mich für eine andere, gerechtere und menschlichere Justiz einsetzen - eine, die mehr den Vorstellungen unserer Verfassungsväter entspricht, weniger arrogant ist, weniger von richterlicher Macht und ‚Strömungen' dominiert wird und weniger selbstbezogen agiert", schrieb Tarfusser auf Facebook. Nachdem er mehrere Jahre die Staatsanwaltschaft in Bozen geleitet hatte, wechselte Tarfusser zum Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, bevor er schließlich nach Italien ans Berufungsgericht in Mailand zurückkehrte. Der Oberste Richterrat CSM verhängte gegen ihn eine Disziplinarstrafe, da er im „Fall Erba" gegen die Vorgaben des Mailänder Justizamts verstoßen hatte, als er eigenständig die Wiederaufnahme des Falles veranlasste. Bei den Europawahlen im Juni trat Tarfusser im Wahlkreis Nord-West für die Partei „Azione" von Carlo Calenda an. Tarfusser, der inzwischen 70 Jahre alt ist, hat sich nun offiziell in den Ruhestand begeben.